Project Peacemaker: Die letzten Juden Antakyas

Die letzten Juden Antakyas

Land: Türkei
Ort: Hatay/Antakia
Datum: 17.10.2015

Nur noch eine Handvoll Juden lebt in Antakya. So zwischen 20 und 50 Gemeindemitglieder, wie wir hören. Für eine so große Stadt wie Antakya, die ein traditionelles jüdisches Leben aufweist, ist das doch sehr wenig. Von Haron Ceamal, dem Verwalter der örtlichen Synagoge, dessen Vorfahren bereits vor über 2000 Jahren hier lebten, erfahren wir, dass die einst zahlreichen Mitglieder der Kinder Israels aus wirtschaftlichen Gründen in andere Metropolen gezogen sind oder ihre angestammte Heimat gänzlich verlassen haben. Persönlich bin ich mir nicht sicher, ob dies der einzige Grund ist. Aller Wahrscheinlichkeit nach durch den Konflikt im Nahen Osten aufgeheizt, verstärkt durch alle möglichen Verschwörungstheorien, so krude sie auch sein mögen, hat sich auch in der Türkei die Tendenz zum Antisemitismus verstärkt. Ähnlich wie dies in Frankreich der Fall ist. So scheinen nun auch die letzten Juden der Türkei sich entschieden zu haben, das Land zu verlassen.

Von dieser Sorge ist bei Haron nichts zu spüren. Er freut sich über jeden Besuch und ist fest entschlossen, jedem Besucher, so auch einem anglikanischen Priester aus England der im Ruhestand ist, die Türen zu öffnen.

Beim Verlassen der Synagoge beschleicht mich das Gefühl, dass Haron wahrscheinlich tatsächlich einer der letzten Juden Antakyas sein wird.

Wer folgt ihm, wenn er eines Tages geht?

Simon Jacob, Hatay – Antakya – 17.10.2015